Kirchweihfest: lebendige Bausteine Gottes

Vor 49 Jahren wurde unsere Pfarrkirche Maria, Mutter der Christenheit geweiht. Alles ist bereits auf unser großes Pfarrjubiläum im nächsten Jahr ausgerichtet: Die Kirche ist renoviert, die Katechesenreihe „GTI – Gubener Theologische Information hat begonnen“, der besondere Jubiläumsablass ist zur Bewilligung eingereicht. Doch in diesem Jahr konnten wir nur eingeschränkt – bedingt durch die wieder verschärften Corona-Maßnahmen – feiern: Im Pfarrsaal konnten nur 50 Personen an der Agape teilnehmen, die anderen 30 angemeldeten Pfarrmitglieder feierten im Festzelt vor der Kirche – gewärmt durch den Griller. Trotzdem war es ein schönes Fest, getragen von der Hoffnung, Weihnachten möglichst „normal“ feiern zu können. Der Chor unter der Leitung vom Thomas Grimm hat die Festmesse wunderbar musikalisch gestaltet, und die Predigt von Diakon Markus gibt es hier noch einmal zum Nachlesen:

Weihe bedeutet, dass ein Gegenstand, eine Person oder bei der Kirchweihe eben ein Gebäude dem profanen, dem weltlichen Bereich entzogen und ganz dem heiligen Bereich übergeben wird. Heilig, im Hebräischen qadosch, bedeutet so viel wie abgesondert, eben nicht der Welt, sondern Gott zugehörig. Denn Gott ist ganz qadosch, der „dreimal Heilige“, der ganz Andere.
Wenn eine Kirche geweiht wird, ist das Gebäude kein gewöhnliches mehr, es gehört Gott. Weltliches Verhalten und weltliche Tätigkeiten haben von da an auch nichts mehr in der Kirche zu suchen, sondern nur Worte und Handlungen, die von Gott kommen und die zu Gott führen. Ebenso können Menschen geweiht werden. Man spricht dann von gottgeweihtem Leben. Ganz besonders Ordensleute sind auch von der profanen Welt abgesondert und leben ihr Leben ganz für Gott.

Doch wir alle haben eine viel grundlegendere Weihe an Gott erfahren: nämlich die Taufe. In der Taufe sind wir von Geschöpfen zu Söhnen und Töchtern Gottes geworden. Unser Leben, unsere ganze Existenz ist auf Gott hin geordnet, wir gehören zu Gott, ja gehörenGott – wie es in dem schönen Lied heißt: „Herr, ich bin dein Eigentum, dein ist ja mein Leben.“
Deswegen wird zum Kirchweihfest immer auch daran erinnert, dass wir selbst in Gemeinschaft mit Jesus Christus den geistigen Bau der Kirche bilden: Wir sind die lebendigen Steine der Kirche, Jesus selbst der Eckstein, auf dem alles aufbaut, und der Schlussstein, der alles zusammenhält. Und wir sind jeder für sich selbst auch wieder ein Tempel des Heiligen Geistes, wie wir gehört haben. Alles eben durch unsere Taufe und vollendet durch die Firmung.

Die Kirche hat nun, wie das Zweite Vatikanische Konzil es formuliert hat, drei Grundvollzüge, die alle ihren Ursprung hier, am Altar, in der Feier der Eucharistie haben: Verkündigung, Liturgie und Caritas. Und weil wir eben die lebendigen Bausteine dieser Kirche sind, liegen diese Grundvollzüge nicht nur in den Händen der geweihten Amtsträger, sondern sind Aufgabe und Verantwortung aller Getauften. 

Kerygma, Verkündigung: Da sind wir bei dem Thema, das dem Pfarrer und mir so am Herzen liegt. Verkündigung wird oft verwechselt mit Glaubensschule, mit Katechese. Diese ist dann in der Folge der Verkündigung wichtig und vertieft, begründet sie. Kerygma ist aber in erste Linie die Verkündigung von Jesus Christus als den Sohn Gottes, als den Gekreuzigten und Auferstandenen, das persönliche Zeugnis von Jesus als meinen Retter, Heiland und Erlöser. Dafür brauche ich noch keine umfassende theologische Bildung, aber den Glauben. Durch die Salbung zum Propheten in der Taufe sind wir für diesen Dienst ausgerüstet worden.

Das Zweite ist die Liturgie, von griechisch leiturgía, was so viel wie „Dienst des Volkes“ bedeutet. Wir sehen daran schon: Das geht uns alle an. Als Getaufte, als lebendige Bausteine der Kirche sollen wir an den Gottesdiensten mit einer participatio actuosa teilnehmen, wie das Zweite Vaticanum sagt. Es bedeutet die bewusste, fruchtbare, aktive und volle Teilnahme am liturgischen Geschehen, besonders der Heiligen Messe. Aber nicht nur: Wir sollen auch lebendige Hauskirche sein. Zur Liturgie gehört das gemeinsame Gebet in der Familie, das Tischgebet, ja die Ausübung unseres allgemeinen Priestertums, das wir ebenso in der Taufe empfangen haben. 
Besonders am Herzen liegt mir hier das Segnen. Bitte segnen Sie! Das Segnen ist nicht den geweihten Amtsträgern vorbehalten. Gott spricht: Ihr sollt ein Segen sein! Segnen Sie einander, Ihre Kinder, Ihre Eltern, Ihre Arbeit, Ihren ganzen Tag und besonders alle, die sich nicht mögen oder mit denen Sie Schwierigkeiten haben.

Und schließlich die diakoníaoder caritas, die tätige Nächstenliebe. Die meisten verbinden mit „Caritas“ die institutionelle Einrichtung der katholischen Kirche. Es ist natürlich wichtig, dass für viele Dienste entsprechend ausgebildete Menschen professionell eingesetzt werden. Ein Problem, das sich daraus oft ergibt, ist jedoch, dass wir glauben, damit und mit regelmäßigen Spenden bei den Kollekten sei unsere caritative Aufgabe erledigt.
Caritas kann man jedoch nicht delegieren! Neben dem Propheten und dem Priester sind wir in der Taufe auch zu Königen gesalbt worden. Wir herrschen gemeinsam mit Jesus Christus. Nur, wie herrscht unser König? Durch sein Dienen! „Ich bin unter euch wie einer, der dient“, sagt Jesus seinen Aposteln und wäscht ihnen die Füße. Wenn wir Jesus ähnlich werden wollen, müssen wir uns darin üben, unserem Nächsten zu dienen und ihm die Füße zu waschen – das heißt, bereit zu sein, auch den niedrigsten Dienst zu tun. 

Verkündigung, Liturgie und tätige Nächstenliebe, das sind die drei Grundvollzüge der Kirche. Und in der Taufe sind wir zu Propheten, Priestern und Königen gesalbt worden, was uns befähigt, diese Aufgaben als lebendige Bausteine der Kirche Jesu Christi zu erfüllen.

Fotos: Żuk

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