Katholische Kirche
Das jüdische Pfingstfest ist das Fest des Wortes Gottes, der Thora. Es eint alle Jüdisch-Gläubigen, ob sie zu Hause in Israel leben oder verstreut irgendwo im Ausland, in der Diaspora. Hier beim Pilgerfest zu Pfingsten in Jerusalem erfahren sie erneut die Kraft des Wortes: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade“. Es sind viele Volksgruppen jüdischen Glaubens mit eigenen Sprachen versammelt. Da geschieht es, dass Gläubige aus allen möglichen Ländern, aus Ägypten, aus Rom, aus Kreta oder Arabien, „außer sich vor Staunen“ geraten. Denn jeder hört die Jünger plötzlich in seiner Muttersprache reden, er versteht auf wundersame Weise, was gesprochen wird. Sie werden eine neue Einheit im Glauben an Jesus, das neue Gottesvolk.
Wenn wir zurückgehen an den Anfang des Alten Testamentes, finden wir die Erzählung des Turmbaus zu Babel. Menschen sprechen eine Sprache und wollen einen Turm bis in den Himmel bauen, um selbst Gott zu sein. Ihr Hochmut bringt sie durcheinander, sie verstehen sich nicht mehr. Pfingsten dagegen ist das Wunder des Grenzen überschreitenden Verstehens. Dieser Heilige Geist, der auf die Jünger herabkommt, schafft die Einheit der Gläubigen und hebt die Kirche aus der Taufe.
Dieser Geburtstag der Kirche beginnt jedoch eigentlich schon früher. Im Evangelium hören wir an Pfingsten: „Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“ Können die Apostel und ihre Nachfolger im Bischofs- und Priesteramt Sünden vergeben? Nein, nur Gott kann Sünden vergeben, nach wie vor. Aber der Heilige Geist ist es, der in den Sakramenten wirkt, Gott selbst. Der Vater vergibt die Sünden, durch Jesus Christus, im Heiligen Geist. Bei der Eucharistiefeier ruft der Priester in der so genannten Epiklese den Hl. Geist herab, damit ER Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi verwandle. Oder: In der Taufe ist es der Heilige Geist, der herabkommt und den Täufling salbt. In allen Sakramenten ist es der Heilige Geist, der das Heilsgeschehen bewirkt und durch den Gott gegenwärtig ist.
Die ganze Kirche lebt und wirkt im Heiligen Geist, ist erfüllt von ihm. Ohne die Sendung des Heiligen Geistes würde es keine Kirche geben. Warum? Ohne die Ausgießung des Geistes zu Pfingsten wäre alles Geschichte geblieben. Es war heilsnotwendig, dass Gott in die Menschheitsgeschichte eingetreten ist. Aber genauso wichtig ist es, dass sein Wirken hier auf Erden, unter den Menschen weitegeht, fortgeführt wird. Sonst wäre die Geburt Jesu, sein Leben und Wirken, sein Leiden und Sterben, ja auch seine Auferstehung zwar bemerkenswerte, aber doch nur geschichtliche Ereignisse, die sich vor langer Zeit, vor 2000 Jahren zugetragen hätten und mit uns hier und heute nichts zu tun hätten. Die Sendung des Heiligen Geistes ermöglicht es, dass Gott sein Heilswirken weiterführen kann. Durch seinen Geist, ist er bleibend gegenwärtig unter seinem Volk, ja IN jedem einzelnen Getauften. Der Heilige Geist wirkt in und durch uns Getaufte und Gefirmte.
Wichtig ist dabei, dass der Geist Person ist, ebenso wie der Vater und der Sohn. Er ist nicht irgendeine unbestimmte Energie oder kosmische Kraft, sondern er ist konkrete Person. Und er wirkt auch personal. Das heißt, er sprich uns, dich und mich ganz persönlich an. Deswegen ist auch Maria das Urbild und die Mutter der Kirche. Deswegen ist sie uns auch Vorbild im Wirken des Heiligen Geistes. Denn sie ist die Braut des Geistes Gottes, sie hat durch ihr „Fiat“ als erster Mensch den Heiligen Geist empfangen und so uns den Sohn Gottes geboren. Deswegen war sie auch zu Pfingsten in der Mitte der versammelten Apostel, denn wo Maria ist, ist auch der Heilige Geist. Halten wir uns an Maria, so führt sie uns mitten hinein in das Geheimnis der Menschwerdung Christi.
Denn auch wir sollen erfüllt vom Heiligen Geist, Christus in uns Mensch werden lassen, in uns Fleisch und Blut annehmen lassen. Auch wir sollen Christus gebären, ihn durch unser Leben hervorbringen in die Welt, für die anderen Menschen. Bitten wir den Herrn, dass er uns durch den Geist hineinnimmt in die Einheit mit dem Vater. Und bitten wir unsere Himmelsmutter, dass wir wie sie Gott der Welt bringen können.
Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu!
Diakon Markus
Foto: Trommler/Pfarre Deutschkreuz
Geist und Gemüt
sind in uns
vergessen wird
wenn Menschen
von Gott reden
dass sie sich
mit dem Unnahbaren
in sich nicht auseinander
gesetzt haben
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