Katholische Kirche
Wann beginnt ein neues Jahr? Die Bewegung der Erde um die Sonne hat ja keinen fixen Anfang oder ein Ende. Das Datum ist daher vom Menschen festgelegt.
Das Kirchenjahr beginnt mit dem 1. Adventsonntag.
Die Juden feiern Rosch ha-Schana im Herbst (Erschaffung der Welt).
Der Jahresbeginn bei den Römern war der 1. März.
Die Chinesen haben ihr Neujahrsfest Ende Januar/Anfang Februar.
Erst 1691 hat Papst Innozenz XII. den Neujahrstag für alle christlichen Länder verbindlich mit dem 1. Januar festgesetzt.
Und doch hat das durchaus Sinn: Denn so beginnt das neue Jahr mit dem Weihnachtsfest, mit der Geburt Jesu Christi.
Moment, werden Sie jetzt sagen, wir haben Weihnachten doch am 25. Dezember gefeiert!
Ja, da hat Weihnachten begonnen, und wir feiern es eine ganze Woche lang, bis zum 1. Januar, dem so genannten Oktavtag. Liturgisch gesehen ist diese ganze Woche ein einziger Festtag, genauso wie die Osteroktav. Deshalb dürfen wir auch heute noch einmal „Stille Nacht“ singen.
Und so beginnt das neue Jahr mit dem letzten Weihnachtstag, mit dem heutigen Hochfest der Gottesmutter Maria – früher „Beschneidung des Herrn“, weil alle männlichen Israeliten eine Woche nach ihrer Geburt beschnitten wurden und ihren Namen erhielten.
Mit Maria hat auch das wichtigste Kapitel in der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen begonnen: Durch ihre Unbefleckte Empfängnis war sie der erste vollkommen sündenfreie Mensch, im Hinblick auf die Erlösungstat Jesu bereits eine Neuschöpfung des Menschen.
Mit ihrem „Fiat“, mit ihrem „Ja“ begann die Menschwerdung Gottes.
Mit Maria – dem Urbild der Kirche – in der Mitte der betenden Apostel begann zu Pfingsten die Geschichte der Kirche.
Mit der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel begann die Verwirklichung des Schöpfungszieles der Menschheit – die Vereinigung mit Gott.
In diese Richtung geht auch das heutige Tagesgebet, in den es heißt: „…lass uns auch im Neuen Jahr immer und überall die Fürbitte der gnadenvollen Mutter erfahren, die uns den Urheber des Lebens geboren hat…“
Schon unsere Vorfahren stellten sich unter den Schutz der Gottesmutter, wenn leiblich, seelisch und familiär eine große Not herein drückte. Ja, sie „verlobten“ sich der Gottesmutter, dem großen Zeichen der Hoffnung für die Menschen. An ihrer Hand dürfen auch wir in das neue Jahr hineingehen.
Dann wird dieses Jahr sicher ein Jahr des Heiles. Sie wird erfüllen, um was wir sie im Salve Regina bitten: „Und zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht Deines Leibes, o gütige, o milde, o süße Jungfrau!“ Innerlich mehr zu Jesus finden, aus seiner Mitte leben, das soll unser guter Vorsatz, das soll unser Ziel sein.
Und so zeigt sie uns auch im heutigen Evangelium den Weg: „Maria aber bewahrte all diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“
So sollen auch wir die Botschaft von Weihnachten, die Worte des Evangeliums mit in das neue Jahr nehmen. Aber sie eben nicht nur hören, sondern sie „bewahren“ und „im Herzen erwägen“. Das bedeutet, sie nicht nur mit unserem Verstand erfassen zu wollen, sie zu zerlegen und zu sezieren, bis nichts mehr davon übrig ist. Sondern sie bewahren, wie einen kostbaren Schatz, ja wie den kostbarsten aller Schätze, für den wir alles andere hingeben, um nur ihn zu erwerben. Und im Herzen erwägen: das heißt nachsinnen, in der Stille der Kontemplation diese Worte uns von innen her erfüllen und durchweben lassen.
Und ganz besonders von einem Wort, das uns sehr vertraut ist, wir aber viel zu selten ganz bewusst denken oder sprechen: Jesus. Heute haben Josef und Maria ihrem Neugeborenen nach der Anweisung des Engels den Namen „Jesus“ – Gott rettet – gegeben. Die Kirche feiert den Namen Jesu mit einem eigenen Gedenktag am 3. Januar.
Dieser allerheiligste Name Jesu möge uns durch das ganze Jahr 2020 begleiten, schützen, führen und heiligen. Und die Gottesmutter Maria möge uns an ihrer Hand immer wieder neu zu ihrem Sohn führen und uns lehren, alles im Herzen zu bewahren.
Diakon Markus
Bild: Schutzmantelmadonna (Foto: pinterest.de/Miguel Vigil)