Katholische Kirche
„Freu’ dich, Jerusalem“, so beginnt seit vielen Jahrhunderten das Eingangsgebet des 4. Fastensonntags. Lateinisch heißt dies: „Laetare, Jerusalem“, so dass dieser Fastensonntag seit dem Mittelalter „Laetare“ genannt wurde. Das „theologische Programm“ dieses mitten in der Quadragesima, der vierzigtägigen Fastenzeit, gelegenen Sonntags war und ist die Freude angesichts der bevorstehenden Erlösung und bietet eine willkommene Verschnaufpause inmitten der Bußzeit. Dieser Tag besitzt sowohl liturgische als auch kulturelle Dimensionen, die im Laufe der Jahrhunderte Brauchtum und Traditionen geformt haben.
Bereits im Mittelalter gewann der Laetare-Sonntag an Bedeutung, da er den Gläubigen ein Zeichen der Hoffnung und Freude in einer ansonsten asketischen Zeit bot. In Zeiten, in denen das kirchliche Leben und der Kalender stark den Alltag bestimmten, wurde dieser Tag als Moment der Erleichterung gefeiert. Trotz des Fastencharakters erlaubte der Laetare-Sonntag eine gewisse Lockerung der strengen Regeln, was sich in festlichen Prozessionen, farbenfrohen Liturgien und sogar in volkstümlichen Bräuchen widerspiegelte.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich auch regionale Traditionen entwickelt, die den Tag jeweils auf eigene Weise interpretieren. So finden sich in verschiedenen Kulturen Elemente des Frühlingsfestes, die den Beginn der Wiederauferstehung symbolisieren, was im Einklang mit der herannahenden Osterfreude steht.
Aus liturgischer Sicht stellt der Laetare-Sonntag einen Moment der Besinnung und zugleich des Aufatmens dar. Der lateinische Eingangsgesang „Laetare Jerusalem“ unterstreicht die theologische Botschaft, dass auch in Zeiten der Umkehr und des Verzichts Hoffnung und Freude Platz haben. Diese doppelte Botschaft erinnert die Gläubigen daran, dass die Fastenzeit nicht nur eine Periode der Selbstverleugnung, sondern auch eine Vorbereitung auf die Freude der Auferstehung ist.
In vielen Kirchen werden an diesem Sonntag auffällige und farbenfrohe Dekorationen verwendet, um die aufkommende Freude zu symbolisieren, die trotz der Fastenzeit in den Herzen der Gläubigen aufblüht.
Der Laetare-Sonntag hat auch außerhalb der sakralen Sphäre Einfluss auf das gesellschaftliche Leben gehabt. In zahlreichen Regionen Europas wurden besondere Feste und Umzüge veranstaltet, die den Geist des Tages widerspiegeln. Diese Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, dienten oft dazu, den harten Alltag zu erhellen und Gemeinschaft zu stiften.
In einigen Ländern wurden typische Speisen und Süßigkeiten kreiert, die nur an diesem Tag genossen werden durften. Auch künstlerische Darstellungen, wie zum Beispiel in der Musik oder Malerei, fanden Anklang und trugen dazu bei, dass der Laetare-Sonntag als Symbol für Hoffnung und Erneuerung in der Volkskultur verankert wurde. Die symbolische Verabschiedung des Winters gehörte mit zu den Frühlingsbräuchen. In Form einer Holz- oder Strohpuppe wurde der Winter in Schlesien vor das Dorf getragen und ertränkt oder verbrannt.
Auch das Laetare-Singen stammt aus Schlesien und entwickelte sich aus dem „Summersinga“. Die Kinder liefen mit aus Buntpapier geschmückten Stecken von Haus zu Haus und sangen „Summersunntich“-Lieder. Bekannt sind die Lieder: „Summer, Summer, Summer, ich bien a kleener Pummer“ oder „Rotgewand, Rotgewand, schöne grüne Linden, suchen wir, suchen wir, wo wir etwas finden“.