Die bewegte Geschichte der katholischen Kirchbauten von Guben

Am 17. Oktober 2021 feiert die katholische Pfarrei St. Trinitas in Guben den 50. Jahrestag der Weihe ihrer Pfarrkirche „Maria, Mutter der Christenheit“ im Ortsteil Reichenbach.

Der Kirchbau in Reichenbach war für die katholische Gemeinde Guben nicht der erste. Diese blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück.

Die erste Kirche einer katholische Pfarrei stand auf der heute polnischen Seite der Stadt, in Gubin. Wann hier erstmals eine Kirche erbaut wurde, wissen wir heute nicht mehr. Der später Stadt- und Hauptkirche genannte Sakralbau wird bereits 1294 erstmals urkundlich erwähnt. Von 1508 bis 1557 erhält die spätgotische Kirche ihre endgültige äußere Gestalt. Ende Februar 1945 wird sie durch Kriegshandlungen schwer beschädigt und brennt aus. Seitdem steht sie als Ruine und gleichzeitig als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung in der historischen Altstadt von Gubin.

Doch bereits vorher geht die historische Pfarrkirche für die Katholiken verloren, denn 1519 setzt in Guben die Reformation ein. Die ganze Lausitz wird protestantisch, einzig Neuzelle bleibt als Glaubensinsel katholisch. Den Neuzeller Zisterziensern ist jedoch jede Amtsausübung in Guben verboten. Um am religiösen Leben teilzunehmen, müssen die verbliebenen Katholiken zu Fuß nach Neuzelle wandern. Auf diese Weise wird ein Zeitraum von 300 Jahren überbrückt.

Ihr erstes Kirchweihfest nach der Reformation kann die durch Zuwanderer gewachsene katholische Gemeinde vor 160 Jahren feiern. Von 1858 bis 1860 wird eine neugotische Kirche auf ehemaligen Weinbergen gebaut. Die erforderlichen Mitteln werden nur durch Spenden von Privatpersonen sowie von kirchlichen Einrichtungen in Paderborn, Linz und Breslau aufgebracht. Die Diözese St. Pölten in Niederösterreich springt helfend ein, um den Unterhalt für einen Geistlichen zu finanzieren. 

Bereits nach 10 Jahren treten durch Bodensenkungen und eintretendes Regenwasser erste Schäden auf. Auch die Gemeinde hat sich in diesem Zeitraum verzehnfacht. Nach schwieriger Geldbeschaffung, Rückschlägen durch den 1. Weltkrieg und die Inflation in den 20er-Jahren sowie zähen Verhandlungen mit den staatlichen Stellen kann im Juli 1935 mit dem Um- und Ausbau der Kirche begonnen werden. Die neue Kirche St. Trinitas wird vor 85 Jahren, am 30. August 1936 geweiht.

Nach der Teilung der Stadt nach dem 2. Weltkrieg ist die Kirche für die Gubener Katholiken nicht mehr zugänglich. Die Sonntagsmessen finden erst in der Aula der Pestalozzischule und später im evangelischen Gemeindehaus bzw. in der Kirche des guten Hirten, auch Wilke-Kirche genannt, statt. 

Im Januar 1952 kann nach langen Verhandlungen das Gelände an der Sprucker Straße erworben werden. Im April wird die Baugenehmigung erteilt für das Gemeindehaus mit Unterrichts- Versammlungs- und Verwaltungsräumen sowie mit einem bescheidenen, aber würdigen Gottesdienstraum. Das Pfarrhaus wird unter großen Opfern der Gemeinde gebaut. Im September 1952 wird Richtfest gefeiert. Im Februar 1953 vom noch unverputzen Haus Besitz ergriffen. Ab April 1955 finden alle Gottesdienste im Gemeindehaus statt.

Der ab 1964 durch das Chemiefaserwerk ausgelöste Zuzug von Arbeitern lässt die katholische Gemeinde stark wachsen, und das Thema Kirchbau wird wieder drängender. Eine entsprechende Anfrage beim Bauamt wird abgeschmettert. Trotz des ungebrochenen Willens zum Kirchbau tauchen immer neue Gründe zur Ablehnung auf.

Der Mai 1966 bringt schließlich eine überraschende Wende: Es darf gebaut werden, jedoch nicht auf dem vorgesehen Geländer in der Sprucker Straße, sondern im Ortsteil Reichenbach. Die Genehmigung zum Kirchbau wird außerdem an zwei Bedingungen geknüpft: kein Baulimit und keine Bindung an eine Baufirma. Es muss also wieder mit eigenen Kräften gebaut werden. 

Am 3. Mai 1967 erfolgt die feierliche Grundsteinlegung durch Bischof Gerhard Schaffran.

Die Beschaffung der Baumaterialien ist oft abenteuerlich und für manche Beteiligte gehen die Einsätze bis an die Grenzen der Belastbarkeit und es gibt einige kritische Momente.

In nur vier Jahren kann trotz aller Widrigkeiten die Kirche unter Pfarrer Winfried Steffen und den sogenannten Baukaplänen Josef Hoffmann und Friedrich Ludwig Quack sowie unter maßgeblicher Beteiligung der Gemeindemitglieder nach den Plänen des Architekten Egon Körner errichtet werden. Am 17. Oktober 1971 ist der große Tag der Kirchweihe gekommen.

Und genau 50 Jahre später dürfen wir mit Bischof Wolfgang Ipolt mit einer Festmesse unser Jubeljahr eröffnen!

Foto: Wilke

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