Gedanken zum Pfingstfest

Der Heilige Geist schenkt die verschiedenen Gnadengaben, so hören wir zu Pfingsten in der Lesung aus dem 1. Korintherbrief. 
Warum schenkt er nicht jedem von uns alle Gnadengaben? Warum bekommen wir – wenn überhaupt – nur einzelne? Warum beschenkt uns Gott durch seinen Geist nicht mit dem vollen Programm?

Stellen Sie sich vor, Sie hätten alle Gaben, Sie könnten alles. Das wäre doch wunderbar, oder? Der Geist soll ja die Schöpfung wieder neu machen und alles zur Vollkommenheit führen, oder? Also!
Das ist der Traum und die Versuchung des Menschen von Anfang an: Er will alles können. Vor allem: Er will alles selber können. Er will sein wie Gott.

Nun, stellen wir uns noch einmal vor, wir hätten alle Gnadengaben. Dann könnten wir alles selber. Was wäre die Folge davon?
Die Folge wäre, dass wir die anderen nicht bräuchten! Wenn ich alles habe, wenn ich alles kann – wozu brauche ich dann Sie? Wenn Sie alles haben und können – wozu brauchen Sie dann mich oder Ihren Nachbarn, oder irgendjemanden?
Wenn ich niemanden brauche, weil ich mir selbst genüge, dann bleibe ich allein. Ich bin auf mich selbst zurückgeworfen. Ein Ich, dass das Du nicht braucht, ein Ich ohne Du, ein Ich dass sich genügt, das ist ohne Beziehung. Das ist ohne Liebe. Und das ist die Hölle.

Deswegen hat uns Gott auch alle ganz unterschiedlich geschaffen, und jeder von uns erhält vom Geist ganz verschiedene Gnadengaben, jeder die seinen ganz besonderen. 
Es hätte keinen Sinn, wenn wir alle Ärzte wären, oder wenn jeder ein Lehrer ist oder alle ein Musikgenie sind. Jeder ist anders und unterschiedlich beschenkt, be-gabt – mit den Gaben des Heiligen Geistes.
Und deswegen genügen wir uns nicht alleine. Wir sind aufeinander angewiesen. Wir brauchen einander. Ich brauche Ihre Fähigkeiten, und Sie brauchen die von Ihren Nachbarn und so weiter.
Was entsteht, ist ein Geflecht von Beziehungen. Wir sind ausgerichtet auf das Du. Auf das Du des Nächsten, dessen Gaben wir nicht haben, und besonders auf das Du Gottes, der das Leben in Fülle ist.

Und aus dem Verwiesensein auf das Du, aus dieser Beziehung zu Gott und dem Nächsten, wächst und entsteht LIEBE. Der Heilige Geist ist die Liebe Gottes selbst. Er ist das Verschenken des Vaters an den Sohn und das Zurückschenken des Sohnes an den Vater. Und Er nimmt uns in diese dynamische Beziehung mit hinein.

Diakon Markus

(Foto: Dnalor_01, Wikimedia Commons, Lizenz CC-BY-SA 3.0)

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