Katholische Kirche
Ein gesegnetes Neues Jahr! – Mit dem 1. Adventsonntag beginnt ein neues Kirchenjahr. Nicht laut, mit Sekt und Feuerwerk, mit Party und Tanz. Sondern still und leise kommt das Neue Jahr in der Kirche. So wie Gott zu uns kommt.
Die Menschwerdung Gottes wird angekündigt einer unbedeutenden, unbekannten Jungfrau in einem unbedeutenden kleinen Ort in der Provinz. Der Sohn Gottes wird nicht im Königspalast in Jerusalem geboren, sondern in einem Stall, und in eine Futterkrippe gelegt. 30 Jahre lebte Jesus dann unerkannt im Verborgenen. Und auch als er bei Johannes das erste Mal öffentlich in Erscheinung tritt, reiht er sich stille und demütig in die Schar der Sünder ein und lässt sich taufen. Das ist ein Kennzeichen Gottes: ER kommt immer still und leise, im Verborgenen.
Deswegen sollte auch für uns Christen der Advent wirklich eine stille Zeit sein. Dass „die stillste Zeit im Jahr“ inzwischen die lauteste geworden ist, ist schon eine Platitüde. Und doch sollten gerade wir als Christen eine Kontrastgesellschaft bilden und eben NICHT mitmachen. Und wenn wir dann gefragt werden: warum?, dann ist das eine großartige Gelegenheit zur Mission, zur Verkündigung des Evangeliums – denn das ist unsere Aufgabe als Getaufte und Gefirmte. Viele nennen den Advent schon Weihnachtszeit, gehen auf Weihnachtsmärkte, hören Weihnachtsmusik, essen Weihnachtskekse, gehen zu Weihnachtsfeiern. Stopp! Die Weihnachtszeit beginnt bitte am 25. Dezember und dauert dann bis zum Fest der Taufe Jesu. Der Advent ist eine Zeit der Vorbereitung, eine Fastenzeit, eine Zeit der Buße und der Umkehr. Deswegen auch die Farbe violett.
Wie uns Jesus heute im Evangelium sagt, geht es darum wachsam zu sein! Seien wir wieder einmal eine Zeit wachsam in unsrer Beziehung zu Gott, in unserem Umgang mit den anderen, wachsam auch gegenüber uns selbst. Ein ehrlicher Blick auf unser Leben, eine aufrichtige Reue, der feste Entschluss zu Umkehr und eine gute Beichte sind die beste Vorbereitung auf Weihnachten – nicht der 10. Besuch beim Punschstand. Ich höre immer wieder sagen: „Ich brauche keine Umkehr, ich habe ja keine wirklichen Sünden. Ich habe niemanden umgebracht, habe nichts gestohlen und lebe nicht im Ehebruch. Ich habe ja nichts gemacht.“
„Ich habe nichts gemacht.“ – Ja, was für eine Selbstanklage! Als viele nach der Nazi-Diktatur gesagt haben: „Ich habe ja nichts gemacht“, erwiderte der berühmte österreichische Psychiater Erwin Ringel: „Ja, eben, ihr habt nichts gemacht!“ Schauen wir in dieser Adventzeit daher einmal nicht so sehr darauf, was wir gemacht haben, sondern darauf, was wir an Gutem nicht gemacht haben.
Im Schuldbekenntnis beten wir – hoffentlich nicht automatisch, sondern ganz bewusst: „Ich bekenne, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.“ – Dass ich Gutes unterlassen habe! Das ist schwerwiegender, deswegen steht es noch vor dem Tun von Bösem! Letzten Sonntag haben wir gehört, als uns Jesus gesagt hat: „Ich war hungrig, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. …“ Und so weiter. Vor Gott wiegt viel schwerer all das, was wir an Gutem NICHT gedacht, gesagt und getan haben – obwohl wir dazu die Gelegenheit gehabt hätten. Deswegen, noch einmal: Nutzen wir diese Adventzeit, um wachsam auf das zu schauen, was wir aus Gewohnheit, Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit an Gutem unterlassen.
Tragen wir das alles dann zur Krippe. Denn das kleine Kind im Stall will nicht unsere Großartigkeit zum Geschenk, sondern freut sich über unsere demütige Gabe unserer selbst.
Diakon Markus