Den Augenblick festhalten

Am Sonntag, den 6. August, feiern wir das Fest „Verklärung des Herrn“.

„Augenblick verweile, du bist so schön“, ruft Doktor Faust bei Goethe aus. Und wer könnte es nicht verstehen? Wer von uns wollte nicht auch schon einmal einen schönen Augenblick, einen einmaligen Tag, ein besonderes Erlebnis oder auch einen Menschen eine Liebe – festhalten?
Und so sagt auch Petrus in der Vision des verklärten Jesus, im Angesicht des geöffneten Himmels: „Rabbi, es ist gut das wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ Wer würde solch einen Augenblick, in dem einem die Gegenwart des Reiches Gottes in der Gemeinschaft mit Jesus aufgeht, nicht fortwährende Dauer wünschen?

Doch offenbart dieser Vorschlag nur Unverständnis. So müssen wir auch das Faust-Zitat in seinem Kontext lesen, wo Faust dem herbeigerufenen Mephisto eine Wette, einen Handel vorschlägt: Wenn es Mephisto gelingen sollte, dem lebensmüden Faust noch einen freudevollen Moment zu bescheren, dann hat Mephisto seinen Part des Vertrages erfüllt und Faust ist bereit zu sterben und nach seinem Tod im Gegenzug Mephisto zu Diensten zu sein.

Mephisto: Topp!
Faust: Und Schlag auf Schlag! 
Werd ich zum Augenblicke sagen: 
Verweile doch! Du bist so schön! 
Dann magst du mich in Fesseln schlagen, 
dann will ich gern zugrunde gehen.

Das Festhalten ist ein Handel mit dem Teufel. Ich will die Fülle des Augenblicks, ich will alles jetzt – für mich. Und ich will es nie wieder hergeben. Doch dann bin ich gefesselt und gehe zugrunde! Genau das Gegenteil ist jedoch der Weg von Jesu: Er behält nichts für sich und gibt alles, verschenkt  sich selbst. Er gibt sogar sein Leben – am Kreuz. Nicht für sich, für uns. So sagt Jesus auch vor der Verklärung, als Petrus in Caesarea Philippi auf Jesu Leidensankündigung sagt: „Das darf nicht mit dir geschehen!“ – so sagt Jesus darauf: „Weg mit dir Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“

Wir wollen alles für uns selbst. Und wir wollen es festhalten. Der Weg der Nachfolge Christis ist jedoch, dass wir alles loslassen und uns selbst verschenken. Das ist das Kreuz. Nur dadurch können wir die Fülle des Lebens erhalten. Gott kann uns nur alles schenken, wenn wir auch alles loslassen! Mit vollen Händen können wir nichts empfangen. Wenn wir unsere Hände, unser Herz für ihn ganz leer machen, alles aufgeben, hingeben für ihn. Denn so sagt der Herr auf dem Berg: „Auf ihn sollt ihr hören.“

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