PARADOXON – O FELIX CULPA!

Am Höhepunkt des Kirchenjahres, am Anfang der Osternacht, direkt nach der Segnung des Feuers und der Osterkerze singt, ja ruft die Kirche aus der ganzen Kraft eines der größten Paradoxa des Christentums aus: „O FELIX CULPA!“ – „O GLÜCKLICHE SCHULD!“ – welch einen Erlöser hast du gefunden… 

Dieser mächtige Ruf, der ganze Welten aus den Angeln zu heben vermag, steht im Exsultet (Osterlob), dem schönsten Lobpreisgesang, der in der Osternacht feierlich erklingt. Es stammt von dem Geistesriesen Augustinus. Für denjenigen, der es versteht, ist es ein Zauberwort, das Schwarz in Weiß, Dunkelheit in Licht, Tod in Leben zu verwandeln vermag. Es ist imstande, aus der Jammergestalt eines „erbsündlichen Menschen“ einen wahren österlichen Menschen zu bilden. Wenn alle, die Christi Namen zu tragen wagen, dieses kurze Wort beherzigten, wäre vernichtet das – ja man könnte es nennen – „Anti-Wort“ des Atheisten und Christenspötters Friedrich Nietzsche: „O dass doch die Erlösten erlöster aussähen!“ Ja, dieses Zentralwort der Ostervigil vermag aus uns wahrhaft erlöste, österliche Menschen, „lebend für Gott in Christus Jesus“ (Röm 6,11), zu formen. Die Gnade des Erlöst-Seins ist das Wesentlichste im Leben der Erdgeborenen. Das Paradoxon „o glückliche Schuld“ besingt am markantesten das Glück, das bei aller Sünde, Bosheit und Schuld zu uns kommt. 

Jeder Mensch, der in der österlichen Bußzeit seine Seele sakramental in der heilige Beichte durch die Gnade Gottes reinigen und befreien ließ, genießt in vollen Zügen dieses enorme Glück… Menschen, die es noch nicht getan haben, können es noch tun, denn die Osterbeichte kann bis Pfingsten abgelegt werden.

Die Kirche sprudelt über vor lauter Freude über den Erlöser und möchte alle mitreißen in diesen Jubel hinein: „Dies ist die Nacht, in der Christus die Bande des Todes zerriss und siegreich vom Grabe erstand. … O wunderbare Herablassung Deiner Güte zu uns! O unschätzbarer Erweis der Liebe: Um loszukaufen den Knecht (Sünder), gabst Du hin den Sohn. Ja, wahrlich geschehen musste die Sünde Adams, dass Christi Sterben sie sühne! O glückliche Schuld, gewürdigt eines Erlösers, so hehr und erhaben!“

Welcher Denker, welcher Philosoph, welcher Politiker, welcher Weltverbesserer könnte es wagen, solche Worte hervorzubringen? Welche Religion könnte sich einen solchen Lobpreis „leisten“? Das kann nur eine göttliche, nein, DIE GÖTTLICHE, DIE EINZIG WAHRE!!!

Wir können uns also glücklich heißen, als Angehörige der einzig wahren Religion, die ein Erlöser in seinem Blut begründet hat, das er für uns alle, als Sühne, vergossen hat. So ein wirksames und heiligmachendes Werk hat kein anderer „Religionsstifter“ vollbracht. Erfreuen wir uns in den Ostertagen am Sieg Jesu Christi und genießen die göttlichen Paradoxa: das Licht in der Dunkelheit, den Mut in der Entmutigung, die Freude in der Trauer, die Motivation in den Ängsten und vor allem das LEBEN im Sterben! All das schenkt uns Gott in Strömen durch seinen Sohn im Heiligen Geist schon heute und in den kommenden Tagen. Verschmähen wir es nicht durch unsere Verschlossenheit und Vorurteile… Verflachen wir es nicht durch unsere minimalistischen Gewohnheiten… Öffnen wir ganz neu unsere Herzen… Lassen wir uns durch Gott füllen… Erlauben wir Gott, dass seine Paradoxa in unserem Leben geschehen…

Gesegnetes Osterfest!

Ihr/Euer Pfarrer Artur Żuk

Foto: Lars Lehmann

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